Frauke Patzke, Bündnis 90 / Die Grünen, Verwaltungsjuristin, Justiziarin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und Kandidatin für die Regionspräsidentschaft. Die Wahl findet am 12. September statt.
Mein Sportsfreund aus Hannover erzählte mir kürzlich, dass er jetzt drei Wochen Urlaub am Steinhuder Meer macht.
Ja, sehr schön. Ich glaube an das Potential, dass wir hier in der Region Hannover haben: Steinhuder Meer, Deister, Leinemasch, die Moore im Norden von Hannover, die Marienburg, die mir ganz besonders am Herzen liegt. Wir haben so eine wunderschöne Region, in der man nicht nur seine Freizeit verbringen, sondern in der man absolut auch Urlaub machen kann. Das sind ja alles schon bekannte Naherholungsgebiete und vor einem Jahr hätte das wohl kaum jemand als Urlaubsort in nächster Umgebung wahrgenommen. Die Corona-Pandemie hat neben vielen anderen Dingen auch die Wahrnehmung der eigenen Umgebung deutlich verändert.
Ein kommunal gut ausgebautes Fahrradwegenetz ist ein wichtiger Teil der Mobilitätswende, genau wie der Ausbau des ÖPNVs.
Ganz genau. Es ist ja z.B. auch geplant den Weg am Mittellandkanal von Sehnde bis Wunstorf zu asphaltieren. Auch bei den Verbindungen zwischen den Kommunen gibt es einen großen Ausbaubedarf. Der ÖPNV muss neben der Verlässlichkeit, der Sicherheit und der Klimaneutralität auch bezahlbar sein. Da muss klug geplant werden, wie wir die bestehenden Verkehrsmittel gut miteinander verknüpfen. Das Know How ist absolut da. Wir müssen aber noch viel kreativer werden. Z.B. was das Carsharing angeht.
Viele Menschen fürchten, dass bei der Energiewende Arbeitsplätze verloren gehen.
Die Arbeit bleibt ja, sie wird nur in andere Bereiche verlagert. Wir brauchen die Erneuerbaren Energien und wir brauchen dort Fachkräfte. Anders können wir unsere Klimaziele gar nicht erreichen. Nehmen wir das Auto. Wir werden auch in Zukunft Autofahren und ich kann mir nicht vorstellen, dass es vielen Mitarbeitern in Autofirmen wichtig ist, ob sie einen Verbrenner oder ein E-Auto bauen. Wir müssen in neue klimaneutrale Technologien investieren, z.B. auch in grünen Wasserstoff. Und dann müssen wir natürlich auch die Arbeitnehmer fit machen.
Hier in der Region Hannover gibt es ca. 35.000 erwerbsfähige Menschen in der Grundsicherung. Was muss da geschehen?
Ich habe eine ganz andere Vorstellung vom Jobcenter. Ich war vor meiner Zeit im Ministerium als Anwältin tätig und zwar im Bereich der Sozialversicherung. Dabei habe ich auch viele arbeitslose Menschen vertreten, um ihre Rechte gegenüber dem Jobcenter geltend zu machen. Für mich sollte das Jobcenter eben ein Jobcenter sein und keine Hartz-IV-Verwaltungsanstalt. Das heißt, man sollte Menschen dort auch tatsächlich dazu ertüchtigen, wieder in den Arbeitsmarkt zu gelangen und echte Angebote der Beschäftigungsförderung zu machen, und nicht irgendwelche Pseudomaßnahmen mit Bewerbungstrainings, die dann gar nicht stattfinden.
So was muss von der Region initiiert werden?
Ganz genau. Ich finde auch, dass man im Bereich der Ausbildung noch viel enger mit den Unternehmen zusammenarbeiten sollte.
Eine Ausbildung ist ja für viele Menschen eher eine Notlösung.
Ja, und das finde ich total schade.
Frau Patzke, vielen Dank für das Gespräch.
gb