Die Zukunft erlebbar machen. Das war das Ziel der eintägigen Aktion „Freiraumversuch“. Grün statt Asphalt: so könnte man die zwei Entwürfe für die zukünftige Gestaltung des Raums der Schwarzwaldstraße betiteln.
Ein Abschnitt dieser Straße soll für den Verkehr ganz gesperrt und umgestaltet werden. Das ist ein Projekt der Stadterneuerung der Landeshauptstadt Hannover im Programm Sozialer Zusammenhalt. Der Aktionstag wurde von Kendra Busche vom Institut für investigative Interventionen organisiert und umgesetzt.
Mit der verkehrsbefreiten Schwarzwaldstraße würde eine weiteres Stück entsiegelter Raum entstehen. Die Verbindung zwischen Grünflächen, angefangen am Vahrenheider Markt, hinüber zum Stadtteilpark Schwarzwaldstraße und schließlich bis zum Spessartweg würde weiter geschlossen werden, sagt Stephan Lehmann. Er ist Koordinator der Stadterneuerung im Sanierungsgebiet Sahlkamp-Mitte.
In den umliegenden Wohnblöcken gibt es viele Familien mit zusammen über 300 Kindern und Jugendlichen. Eltern sagen, dass sie ihre Kinder nicht unbegleitet zum Park gehen lassen könnten. Der Verkehr auf dieser typisch schmalen Siedlungsstraße sei gefährlich. Viele Autos seien zu schnell unterwegs. Parkende Autos würden die Straße zudem sehr unübersichtlich machen.
„Kommission Sanierung Sozialer Zusammenhalt Sahlkamp-Mitte“
Am 20.09.2021 steht die Umgestaltung der Schwarzwaldstraße auf der Agenda des Ausschusses der Ratsversammlung „Kommission Sanierung Sozialer Zusammenhalt Sahlkamp-Mitte“. Da wird sich zeigen, wie es mit den Umsetzungsplänen weiter gehen soll. Die Mittel für die Umgestaltung würden, so ist zu hören, aus Berlin kommen. Bei einem von Kendra Busche moderierten Spaziergang beim „Freiraumversuch“ war viel Einigkeit über die Pläne zu vernehmen. Die Planung und Umsetzung der Maßnahmen würden „mesh Landschaftsarchitekten“ übernehmen. Sie haben bereits die beiden Entwürfe vorgelegt. Hier ist u.a. auch Professor Dr. Ing. Martin Prominski verantwortlich, der zudem eine Professur am Institut für Freiraumentwicklung an der Uni Hannover hat.
Sicherheit ist aber nur ein Aspekt für die Umgestaltung einer Straße und von versiegelten Räumen überhaupt.
Insgesamt wurden am Aktionstag „Freiraumversuch“ acht Stationen in der Schwarzwaldstraße aufgebaut. Sechs von ihnen folgen der Sichtbarmachung von Potentialen, die bei einer Umgestaltung und Entsiegelung zu Tage treten würden. Zwei diskutieren die jetzige Nutzung als Straßen- und Parkraum. Kendra Busche hat dazu diese kleine Übersicht formuliert:
1. Straßen nur für Autos?
Hier werden Äußerungen gesammelt, wer wie die Straße zurzeit nutzt und für wen eine Durchfahrt weiterhin gewährleistet werden sollte.
2. Straße aus Schwamm
An dieser Station wird verdeutlicht, dass eine Straße auch als Regenwasserspeicher und „Regengarten“ fungieren kann.
3. Straße als Naturraum
Diese Station zeigt, dass eine Straße auch ein Ort für Pflanzen und Tiere sein kann. Eine Pflanzenausstellung macht dieses Potential riech- und tastbar.
4. Recycling und Upcycling
Bei einer etwaigen Neugestaltung der Straße müssen nicht alle vorhandenen Baustoffe und Materialien entsorgt werden – sie können weitergenutzt werden und einen Teil der neuen Ausstattung bilden. Ein Backsteinbausatz bietet die Möglichkeit, eine eigene Steinskulptur zusammenzustellen. Strohballen werden als Sitz- und Spielmöglichkeiten aufgestellt.
5. Straße als Wohnzimmer
An dieser Station entsteht ein Wohnzimmer. Rollende Sofas und weitere Einrichtungsgegenstände bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, „ihr Wohnzimmer“ einzurichten. Es soll zum gemeinschaftlichen Aufenthalt und Sitzen dienen.
6. Straße als Bewegungsraum
In diesem Straßenabschnitt kann gespielt und geflitzt werden. Inliner und weitere rollende Fortbewegungsmittel stehen neben diversen Spielsachen zur Verfügung. Diese Station soll vor allem Kindern und Jugendlichen den Mehrwert einer umfunktionierten Straße nahelegen.
7. Straße als Gemeinschaftsort
Diese Station besteht aus einer sehr langen Sitzbank samt Tafel. Hier können die ausgegebenen Grillwürstchen oder auch Kaffee und Kuchen gemeinsam verzehrt werden.
8. Straße als Parkraum?
Diese letzte Station verdeutlicht wie groß ein Parkplatz ist. Gemeinsam werden Vergleiche gesammelt: Welche Dinge sind noch fünf Meter lang, zwei eineinhalb Meter breit oder 12.5 Quadratmeter groß? Auch über die Konsequenzen einer möglichen Umgestaltung informiert diese Station.
Weitere Unterstützer*innen des Aktionstages: Gemeinwesenarbeit Sahlkamp der Landeshauptstadt Hannover, Werkstadt-Treff Mecklenheide e.V. (WTM), Stöber-Treff Sahlkmap, NaDu Kinderhaus, Wohnzufriedenheit